Die ersten „Gespräche“: Wenn das Gurren zum Stimmenspiel wird

Veröffentlicht von: Dr. Preet Pal SB
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5 Min. Lesezeit
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27. Mai 2025
Zuerst war die Stimme Ihres Babys auf sanftes Weinen, Seufzer und gelegentliches Gurren beschränkt. Doch mit etwa drei bis vier Monaten beginnen sich diese frühen Laute zu verändern. Ihr Baby entdeckt seine Stimme auf ganz neue Weise – es experimentiert mit Ton, Lautstärke und Rhythmus.
Dies ist der Beginn des Stimmenspiels, und es ist mehr als nur Lärm. Jedes Quietschen, Glucksen und Gurren ist Teil einer neuen Art der Kommunikation. Ihr Baby macht nicht einfach nur Geräusche um der Geräusche willen. Es versucht zu interagieren.
Diese ersten „Gespräche“ folgen vielleicht noch nicht der Grammatik oder Wörtern, sind aber reich an Bedeutung. Und sie hängen davon ab, dass Sie zuhören – und antworten.
Der große Wandel: Vom Reflex zum Ausdruck
In den ersten Wochen sind die Lautäußerungen meist instinktiv. Weinen signalisiert Unbehagen. Grunzen begleitet die Verdauung. Gurren beginnt als natürliche Reaktion auf Geborgenheit.
Zwischen der 12. und 17. Woche verändert sich etwas. Ihr Baby beginnt, seine Stimme bewusster zu nutzen. Sie könnten bemerken:
- Wiederholung von Lauten wie „ahh“, „goo“ oder „ehh“
- Variation der Tonhöhe von tiefem Brummen bis zu hohen Quietschen
- Pausen nach einem Laut, als würde es auf eine Antwort warten
- Lächeln oder aufgeregtes Treten beim Stimmenspiel
Das sind alles Zeichen dafür, dass Ihr Baby lernt, wie Töne funktionieren – nicht nur im Mund, sondern in Beziehungen. Es beginnt zu verstehen, dass Laute Reaktionen hervorrufen. Und hier fängt der Spaß an.
Ihr Baby hört auch zu
Stimmenspiel ist keine Einbahnstraße. Babys in diesem Alter achten auch sehr genau auf Ihre Sprache. Sie verstehen die Wörter noch nicht, erkennen aber Ton, Rhythmus und Mimik.
Sie hören den An- und Abstieg Ihrer Stimme, beobachten Ihre Lippen und reagieren auf Pausen. Sie versuchen vielleicht sogar, Ihnen mit eigenen Lauten zu „antworten“, besonders in ruhigen, von Angesicht zu Angesicht geführten Momenten.
Dieses Hin- und Her ist die früheste Form eines Gesprächs. Wenn Ihr Baby einen Laut macht und Sie mit Blickkontakt und Worten antworten, lehren Sie ihm den Rhythmus der Kommunikation: Ich sage etwas, dann sagst du etwas.
Sie führen nicht nur eine Unterhaltung – Sie legen die Grundlagen der Sprache.
Stimmenspiel fördern ohne Überstimulation
Babys brauchen keine Lernkarten oder ausgeklügelte Sprachprogramme. Was sie brauchen, ist Ihre Stimme. Sprechen Sie mit Ihrem Baby beim Windelwechsel, beim Wäschefalten oder beim Spazierengehen. Sie können erzählen, was Sie tun, oder einfach seine Laute wiederholen.
Das Wiederholen seiner Gurrlaute sagt Ihrem Baby: „Ich höre dich.“ Einen neuen Laut hinzuzufügen bringt Abwechslung. Wenn es zum Beispiel „oooh“ sagt, können Sie „oooh“ zurückgeben, dann „ahhh“ probieren und seine Reaktion beobachten.
Halten Sie es einfach und spielerisch. Achten Sie auf Zeichen, dass Ihr Baby eine Pause braucht, wie Wegdrehen, Rückenwölbung oder Unruhe. Eine kurze Pause gibt ihm Zeit, sich zu erholen und später wieder einzusteigen.
Was das für die zukünftige Sprache bedeutet
Diese Phase des Stimmenspiels ist entscheidend für die Sprachentwicklung. Sie hilft Ihrem Baby:
- Die Muskeln zu stärken, die beim Sprechen gebraucht werden
- Atem und Tonhöhe zu kontrollieren
- Den Klang der eigenen Stimme zu erkennen
- Selbstvertrauen in der Kommunikation aufzubauen
- Emotionale Bindungen durch Klang zu schaffen
Diese frühen Experimente mit der Stimme sind der Anfang der Ausdruckssprache. Sie führen später zum Plappern, dann zu Worten und schließlich zu ganzen Sätzen. Aber jetzt konzentriert sich Ihr Baby auf die Musik der Sprache, nicht auf die Bedeutung.
Sie müssen nicht übersetzen – seien Sie einfach da
Sie wissen vielleicht nicht, was die Gurrlaute und Quietscher Ihres Babys bedeuten. Das ist okay. Sie müssen die Botschaft nicht verstehen, um darauf zu reagieren. Was Ihr Baby am meisten möchte, ist Verbindung.
Diese ersten „Gespräche“ sind voller Entdeckungen. Jeder spielerische Laut ist ein Schritt zu Kommunikation, Selbstvertrauen und gemeinsamer Freude. Ihre Stimme, Ihr Gesicht und Ihre Reaktionen prägen, wie Ihr Baby sprechen lernt – und wie es sich gehört fühlt.
Und das beginnt nicht mit Worten, sondern mit Klang. Mit Gurren. Mit Lachen. Mit Ihnen.