Ist es normal, dass ich mich noch nicht wie eine Mutter fühle?

Bewertet von: Dr. Preet Pal SB
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3 Min. Lesezeit
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29. Apr. 2025
Viele Frauen erwarten, dass sie sofort eine emotionale Verbindung spüren, sobald sie erfahren, dass sie schwanger sind. Doch die Wahrheit ist: Das passiert nicht immer – besonders nicht in den ersten Wochen.
Wenn du zwischen der 1. und 20. Schwangerschaftswoche bist und dich fragst, warum du dich noch nicht wie eine Mutter fühlst, dann sei dir sicher: Du bist nicht allein – und es ist völlig normal.
Schwangerschaft ist ein Prozess – nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Dieses Gefühl, „Mutter zu sein“, hat keinen festen Startpunkt.
Der emotionale Zeitplan ist für jede Frau anders
Vielleicht bist du in der 8. Woche, fühlst dich müde, übel und aufgebläht – und trotzdem noch nicht so, als würdest du ein Baby in dir tragen. Das ist nicht ungewöhnlich.
Für viele Frauen dreht sich im ersten Trimester alles ums Durchhalten. Zwischen Hormonschwankungen und ständiger Erschöpfung ist es schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
Manche Frauen fühlen sich bei den frühen Vorsorgeuntersuchungen eher wie Patientinnen als wie werdende Mütter. Die Termine sind sachlich, die Ultraschalle kurz, und äußerlich sieht man der Schwangerschaft oft noch nichts an. Ohne sichtbaren Bauch oder spürbare Bewegungen ist es leicht, sich innerlich entfernt zu fühlen.
Selbst Frauen, die sich sehr über die Schwangerschaft freuen, sind oft überrascht, wie langsam sich die emotionale Bindung aufbaut. Der Übergang vom „Erwarten“ zum „Muttersein“ ist ein fließender Prozess. Er geschieht nicht über Nacht.
Warum es Zeit braucht, sich wie eine Mutter zu fühlen
Ein großer Teil von Mutterschaft besteht aus Interaktion. In den ersten Wochen ist dein Baby noch still und unsichtbar. Du spürst keine Tritte, kannst es nicht halten, musst es noch nicht trösten oder füttern – all das, was viele mit dem Muttersein verbinden, ist noch nicht da.
Die emotionalen Impulse, die zur Identifikation als Mutter beitragen, kommen oft erst später. Für manche beginnt es mit dem ersten Herzschlag. Für andere bei der Feindiagnostik um die 18. bis 20. Woche.
Und manche Frauen fühlen sich erst nach der Geburt wirklich als Mutter.
Diese emotionale Verzögerung bedeutet nicht, dass du etwas falsch machst. Sie heißt auch nicht, dass du dein Kind später weniger lieben oder dich weniger verbunden fühlen wirst.
Den Druck loslassen, „richtig“ fühlen zu müssen
Gesellschaftliche Erwartungen machen es oft nicht leichter. Vielleicht hörst du Sätze wie: „Du bist doch schon jetzt Mama!“ oder siehst begeisterte Beiträge anderer Schwangerer, die von Anfang an strahlen. Solche Botschaften können dir das Gefühl geben, etwas zu verpassen.
Aber Gefühle lassen sich nicht standardisieren. Schwangerschaft ruft eine ganze Bandbreite an Emotionen hervor – Freude, Sorge, Distanz, Hoffnung und manchmal auch Angst. Diese Mischung ist normal. Sie zeigt, wie groß die Veränderung ist, die du gerade erlebst.
Erlaube dir, genau so zu fühlen, wie du dich fühlst. Nicht so, wie andere meinen, dass du fühlen solltest.
Wenn dieses Gefühl der Distanz bis weit ins zweite Trimester anhält oder belastend wird, ist es völlig in Ordnung, darüber zu sprechen. Deine Ärztin, dein Arzt oder eine psychologische Fachperson kann dir helfen, deine Gedanken zu sortieren – ohne zu werten.
Du bist auf dem Weg – auch wenn du es noch nicht spürst
Nur weil du dich jetzt noch nicht wie eine Mutter fühlst, heißt das nicht, dass du keine bist. Es bedeutet nur, dass deine emotionale Entwicklung noch im Gange ist. Die Bindung wird kommen – und wenn sie kommt, wird sie sich natürlich und zutiefst richtig anfühlen.
Für den Moment: Lass dir Zeit zum Hineinwachsen. Dein Körper leistet bereits Erstaunliches. Dein Herz und dein Kopf werden folgen – in ihrem eigenen Tempo.