Warum bin ich ständig so müde?

Bewertet von: Dr. Preet Pal SB
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3 Min. Lesezeit
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23. Apr. 2025
Wenn du ungefähr in der 6. Schwangerschaftswoche bist und das Gefühl hast, den ganzen Tag schlafen zu können, bildest du dir das nicht ein. Schwangerschaftsmüdigkeit ist real. Für viele Frauen ist sie im ersten Trimester besonders stark. Selbst wenn du nachts gut schläfst, fühlst du dich tagsüber vielleicht träge, benommen oder einfach erschöpft.
Diese plötzliche Müdigkeit ist kein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Im Gegenteil – sie gehört zu den frühesten und häufigsten Symptomen einer Schwangerschaft.
Dein Körper leistet mehr, als du denkst
In der sechsten Woche arbeitet dein Körper auf Hochtouren. Der Embryo wächst schnell. Organe, Gehirngewebe und das Kreislaufsystem beginnen sich zu entwickeln. Viele verschiedene Prozesse laufen gleichzeitig ab – das kostet enorm viel Energie.
Auch dein Blutvolumen steigt. Dein Herz schlägt schneller, um Sauerstoff und Nährstoffe zur Gebärmutter zu transportieren. Diese zusätzliche Arbeit kann sich anfühlen, als würdest du pausenlos einen Marathon laufen.
Du siehst vielleicht noch nicht schwanger aus, aber dein Körper arbeitet rund um die Uhr, um das neue Leben in dir zu unterstützen.
Hormone spielen eine große Rolle
Ein Hauptgrund für die starke Müdigkeit sind steigende Progesteronwerte. Dieses Hormon stabilisiert die Schwangerschaft, wirkt aber auch wie ein natürliches Beruhigungsmittel. Es kann dich träge, schläfrig oder geistig benebelt machen – vor allem am Nachmittag.
Auch andere hormonelle Veränderungen, wie steigendes hCG und niedriger Blutzucker, tragen zur Erschöpfung bei. Du könntest dich müde fühlen nach dem Essen, nach einem kurzen Spaziergang oder sogar nach dem Aufstehen.
Diese Veränderungen sind vorübergehend, aber sehr real.
Was du tun kannst, um dich besser zu fühlen
Du musst nicht gegen die Müdigkeit ankämpfen. Wenn dein Körper nach Ruhe verlangt, gönne sie dir. Versuche, früher ins Bett zu gehen – auch wenn das bedeutet, dass einige Dinge liegen bleiben. Schon ein 20-minütiges Nickerchen tagsüber kann einen großen Unterschied machen.
Iss regelmäßig, um deinen Blutzucker stabil zu halten. Integriere Eiweiß und komplexe Kohlenhydrate in deine Mahlzeiten und Snacks. Ein gekochtes Ei mit Toast oder eine Banane mit Erdnussbutter können helfen, deine Energie im Gleichgewicht zu halten.
Trinke den ganzen Tag über Wasser. Dehydrierung kann Müdigkeit verstärken. Wenn dir pures Wasser schwerfällt, füge Zitronen- oder Gurkenscheiben für etwas Geschmack hinzu.
Bewege dich sanft. Ein kurzer Spaziergang, leichtes Dehnen oder sanfte Bewegung können die Durchblutung anregen und dir etwas mehr Energie geben – auch wenn nur für kurze Zeit.
Wann du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt sprechen solltest
Müdigkeit in der 6. Woche ist völlig normal. Wenn du dich aber schwindelig fühlst, tagsüber kaum wach bleiben kannst oder Atemnot verspürst, sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Manchmal steckt etwas Einfaches dahinter – wie ein Eisenmangel – der leicht behoben werden kann.
In den meisten Fällen lässt die starke Müdigkeit im zweiten Trimester nach. Betrachte den Schlaf jetzt als eine Form der Nahrung. Dein Körper erschafft gerade etwas völlig Neues – und das verbraucht mehr Energie, als du je zuvor gebraucht hast.
Wenn du also das Bedürfnis hast, dich ständig hinzulegen, ist das keine Faulheit. Es ist Biologie. Und es ist völlig in Ordnung, darauf zu hören.